DEVISEN

Königsdisziplin an den Finanzmärkten

Aufgrund der unsicheren Börsenlage steigt die Zahl der Investoren, die Ausschau nach aktienmarktunabhängigen Anlagemöglichkeiten halten. Die Finanzmarktkrise hat dadurch für einen Boom bei alternativen Investments gesorgt. Klassische Anlageklassen wie Aktienfonds oder Anleihen weichen in den Portfolios der Investoren immer mehr derivativen bzw. anderen Asset-Klassen, um somit effizienteres Risikomanagement im Depot betreiben zu können.

 

Eine Anlageklasse, die es zulässt, auch von sinkenden Kursen zu profitieren, ist der Devisenhandel. Nach den aktuellsten zur Verfügung stehenden Zahlen liegt der Tagesumsatz auf dem Devisenmarkt bei  über 3,2 Billionen US-Dollar! Das immense Handelsvolumen übertrifft das der anderen Märkte, z. B. des Aktien- oder Anhleihemarktes,  bei weitem. Der zahlreiche Vorzüge bietende Devisenhandel, dem wir uns im Folgenden widmen werden, gilt als die Königsdisziplin der Finanzmärkte. 


Eine historische Retrospektive


Jeder Reisende in ein Land, das nicht den Euro als Währung hat, kennt diese Situation: je stärker der Euro im Vergleich zur Auslandswährung ist, desto günstiger ist der Wechselkurs für den Euro-Besitzer – und desto mehr Geld erhält der Besitzer des Euro beim Tausch in die jeweiligen Landeswährung. Das Grundprinzip dieses Umtauschgeschäftes ist faktisch so alt wie die Geschichte des Geldes. Bargeld bzw. Banknoten oder Münzen, die an den fremden Bankschaltern umgetauscht werden, werden übrigens als Sorten bezeichnet. Auch wenn man damit schon im weitesten Sinne mit dem Devisenhandel in Berührung gekommen ist, werden auf dem Devisenmarkt – auch Forex-Markt genannt (für Foreign-Exchange-Markt) – lediglich Bankguthaben bzw. Buchgeld gehandelt.

Für den internationalen Devisenhandel, wie wir ihn heutzutage kennen, wurde der Grundstein im Jahre 1880 gelegt. Es bestand seitdem die Möglichkeit, ausländische Zahlungen auf einem eigenen Konto im Ausland gutschreiben zu lassen. In der Zeit von 1880 bis 1939 gab es – mit einer zeitweiligen Interruption nach dem ersten Weltkrieg – de facto einen Goldstandard. Die Währungen waren durch Goldbestände unterlegt, um sie durch diese Abdeckung zu sichern – das Geld war im wahrsten Sinne des Wortes Gold wert! Das transportierbare, allgemein anerkannte und überaus wertbeständige Edelmetall sorgte durch diese Absicherung der Devisen für feste Wechselkurse. Im Jahre 1944 wurde das Bretton-Woods-Abkommen geschlossen, weil während des zweiten Weltkriegs mehr Geld gedruckt worden war, als durch Gold abgedeckt werden konnte – damit hatte der Goldstandard an Gültigkeit verloren. Es wurde vereinbart, dass nun anstatt Gold der US-Dollar als Sicherungselement genutzt werde. Es wurde festgesetzt, dass bei einem gleich bleibenden Kurs von 35 US-Dollar eine Unze Gold umgetauscht werden könnte. Damit hat die USWährung, die seit ihrer Einführung gegen Ende des 18. Jahrhunderts immer als stabil gegolten hat, einen beispiellosen Siegeszug als Weltleitwährung angetreten. Jedoch wurde das Abkommen von Bretton Woods 1973 ausser Kraft gesetzt. Der Grund dafür lag unter anderem darin, dass unter dem damaligen US-Präsidenten Richard Nixon, im Rahmen einer expansiven Fiskalpolitik, die Notenpressen angeworfen wurden, um den Vietnam-Krieg zu finanzieren. Dies hat zu einer Inflationierung des Dollars geführt; als einige Länder ihre Dollarreserven in Gold eintauschen wollten, konnten die USA ihren Verpflichtungen nicht mehr nachkommen. 1971 hat Nixon kurzerhand und einseitig die Verpflichtung, für einen US-Dollar 1/35 Unze Gold zu tauschen, aufgelöst. 1972 erfolgte daraufhin die Freigabe der Wechselkurse. Daraus resultierten bis dahin nie da gewesene, starke Kursschwankungen bei Devisenkursen.

Um diese in den Griff zu bekommen, übernahmen vor allem die grossen Geldinstitute und Zentralbanken die Abwicklung von Währungsgeschäften über den Telefonhandel. Damit war der moderne Devisenmarkt in seiner heute bekannten Form geboren. Seitdem 1999 der Euro als Buchgeld eingeführt wurde, herrschen unter den bedeutendsten Währungen der Welt flexible Wechselkurse.


Forex: ein virtuelles und gigantisches Wechselbüro

Bevor wir uns den organisatorischen Begebenheiten des Devisenmarktes zuwenden, werden wir uns zunächst der Definition des Begriffs Devisen widmen. Als Devisen werden Guthaben, Wertpapiere und Forderungen – innerhalb eines offiziellen Währungsgebiets – verstanden, die auf ausländischen Währungen beruhen. Dazu zählen vor allem im Ausland geführte Konten wie auch im
Inland geführte Fremdwährungskonten. Wie bereits erwähnt, wird ausländisches Bargeld banksprachlich als Sorten, entgegen dem allgemeinen Sprachgebrauch nicht als Devisen bezeichnet; Devisen beziehen sich also nur auf Buchgeld bzw. Bankguthaben. Der Forex-Markt ist der grösste Markt der Welt, der jedoch nicht an einem festgelegten Ort stattfindet. Es gibt keinen Börsenplatz, wie es etwa für klassische Aktienmärkte an der Frankfurter Wertpapierbörse, der New Yorker Wall Street oder der britischen London Stock Exchange der Fall ist. Devisen werden ausserbörslich bzw. OTC (over the counter) gehandelt. Die Schnittstelle für die Handelsvorgänge bildet der so genannte Interbanken-Markt. Dieser setzt sich aus Zentral- und Geschäftsbanken, Unternehmen sowie Maklern zusammen. Diese Marktteilnehmer bilden ein weltweites Netzwerk, das die Wechselkurse unter sich festlegt. Der Broker fungiert gewissermassen als Ersatz für einen Makler auf einem Börsenparkett, wobei das gesamte Marktgeschehen über elektronische Systeme abgewickelt wird. Im Gegensatz zu traditionellen Börsengeschäften existieren keine offiziellen Kurse. Die Marktteilnehmer orientieren sich hierbei an „Richtkursen“, die unentwegt von Nachrichtenagenturen, wie etwa Thomson Reuters oder Bloomberg gesammelt und im Sekundentakt veröffentlicht werden. Diese indikativen Kurse dienen quasi als Verhandlungsbasis für die Händler, die unter sich einen verbindlichen Preis festlegen.


Bid, Ask, Pip

Prinzipiell erfolgen die Transaktionen in Form von Währungspaaren, wobei eine Devise gekauft und die andere parallel verkauft wird. Durch eine richtige Positionierung versucht der Händler, möglichst hohe Gewinne zu erzielen. Wie bei anderen Finanztiteln ebenfalls üblich, werden auch bei Devisen Geld- (bid) und Brief-Kurse (ask) gestellt. Der Geldkurs sagt aus, zu welchem Kurs der Händler ankauft, und der Briefkurs, zu welchem er verkauft. Die Spanne zwischen Geld- und Briefkurs wird Spread genannt. Die kleinste Einheit, die sich auf die vierte Nachkommastelle bezieht, wird als Pip bezeichnet. Bei einer EUR/USD-Quotierung von 1,3310 (Geld/Bid) zu 1,3314 (Brief/Ask) beträgt der Spread demzufolge vier Pips. Der Trader beobachtet beim Handeln ständig die sich im Sekundentakt sowie im Zehntausendstelbereich ändernden Kurse. Geschäftsbanken und andere Grosskonzerne operieren mittlerweile schon mit so genannten „fraktalen Pips“, die auf der fünften oder gar sechsten Nachkommastelle quotieren.



Kassa- und Terminmärkte

Beim Devisenhandel wird grundsätzlich zwischen Kassa- und Terminmärkten unterschieden. Beim Devisenkassahandel kommen Angebot und Nachfrage nach einer Währung zusammen; die Wechselkurse werden festgestellt und die Lieferung und Bezahlung fallen auf einen Zeitpunkt bzw. erfolgen handelsüblich innerhalb von zwei Geschäftstagen. Beim Terminhandel einigen sich die Marktteilnehmer ebenso heute auf einen Wechselkurs für das Tauschgeschäft bezüglich der zwei Währungen. Die Lieferung und Bezahlung wird im Gegensatz zum Kassa- bzw. Spot-Markt zu einem Zeitpunkt getätigt, der in der Zukunft liegt.


Risikomanagement

Beim Begriff des Terminhandels schwingt oft der Unterton eines Spekulationsgeschäftes mit. Dabei dient er in der Realwirtschaft oft der Absicherung gegen Währungsschwankungen. Beispielsweise eine deutsche Fluggesellschaft, die ihren Treibstoff für die Flugzeuge, das Kerosin, für die Zukunft kaufen möchte, schliesst ein Devisentermingeschäft ab. Da das Kerosin in US-Dollar bezahlt wird und die Gefahr besteht, dass das Wechselkursrisiko die Preise in Zukunft – unter Umständen ausserordentlich – in die Höhe treiben kann, bietet sich ein Termingeschäft an. Das Flugunternehmen fixiert heute schon einen Preis in US-Dollar für eine bestimmte Menge an Kerosin, die es in beispielsweise sechs Monaten kaufen möchte. Der Devisenterminhandel ist also nicht nur reine Spekulation, sondern bietet auch handfeste Gründe im internationalen Wirtschaftsgebaren, um jenseits von künftigen Währungsrisiken vernünftige Planbarkeit erreichen zu können.


Ökonomische Faktoren

Wie auf dem gesamten Kapitalmarkt werden auf dem Devisenmarkt ebenfalls Zukunftserwartungen gehandelt. Daher kommt einer robusten volkswirtschaftlichen Verfassung eines Währungsgebietes eine bedeutsame Rolle zu. Denn in die damit verbundene Stabilität der jeweiligen Wirtschaft sowie deren Aussichten muss zunächst ein allgemeines Vertrauen herrschen. Wenn eine perspektivisch-optimistische Betrachtung tatsächlich einträfe, sollte sich der Wechselkurs solide und fester zeigen.

Neben dem Wirtschaftswachstum und dessen Prognosen ist unter anderem das Zinsniveau eine sehr wichtige Einflussgrösse. Die Zentralbanken versuchen, durch das Drehen an der Zinsschraube die Wechselkurse in die von ihnen erwünschte Richtung zu beeinflussen. Nicht nur mittels solch konkreter Massnahmen, sondern auch durch so genannte „verbale Interventionen“ versuchen die Notenbankchefs Einfluss auf die Entwicklung im Rahmen der Geldpolitik zu nehmen. Dies ist an sich das schwächste zur Verfügung stehende Mittel. Aber dass bei diesen Statements jedes Wort auf die Goldwaage gelegt wird, zeigt, wie wirkungsvoll diese Schritte sein können. Sogar jedes Wort, das weggelassen wird, kann äusserst wichtig sein – besonders in ausserordentlichen Zeiten wie bei der aktuellen Finanzkrise.

Das stärkste Mittel hingegen, das den Zentralbanken zur Verfügung steht, ist eine Devisenmarktintervention. Damit werden durch gezielte Käufe und Verkäufe direkte Eingriffe in den Devisenhandel vorgenommen. Dies ist letztlich das Mittel, das eine gewisse Kontrollfunktion ausüben kann.

Die Zinsentscheidungen, die seitens der Zentralbanken getroffen werden, orientieren sich in erster Linie an makroökomischen Eckdaten. Zum Zahlenwerk, welches hierbei herangezogen wird, gehören beispielsweise die Inflationsentwicklung, der Verbraucherpreisindex, die Arbeitslosenquote oder die Zahlungs- und Leistungsbilanz. Auf mikroökonomischer Seite beeinflussen die Wechselkurse übrigens jegliches Exportgeschäft sowie sämtliche internationale Investitionsprojekte und Kapitalanlageentscheidungen. Neben wirtschaftsbezogenen Fakten sind auch politische sowie soziale Entwicklungen zu analysieren. Vor allem in den Emerging Markets ist auf politische Tendenzen besonderes Augenmerk zu richten. Denn in den aufstrebenden Ländern wirken sich Instabilitäten meist schneller auf die Wirtschaftsentwicklung aus.


All around the clock

Der Forex-Markt ist bei Tradern beliebt, da er eine Menge Vorzüge zu bieten hat. Ein besonderer Vorteil, der den Devisenmarkt von den anderen unterscheidet, ist, dass fünf Tage die Woche 24 Stunden lang gehandelt werden kann. Der Markt wandert mit den Zeitzonen; von Sydney – wo der Handelstag beginnt – über London bis nach New York. Es wird quasi rund um die Uhr „Dreischichtbetrieb“ gefahren; als wichtigste Handelszentren bleiben daneben noch Tokio, Singapur, Moskau, Frankfurt und Los Angeles zu nennen. Geschlossen ist der Markt lediglich an Feiertagen, dann aber auch nur für die Währung, in deren Land die Geldinstitute dann geschlossen sind. Da der Handel während der Handelswoche ohne Unterbrechung stattfindet, kann der Händler stets auf aktuelle Geschehnisse reagieren. Der Trader braucht nicht auf eine Markteröffnung wie z. B. beim Aktienhandel auf die Eröffnung der Frankfurter Wert papierbörse. Somit fällt das Gap-Risiko – also die Gefahr, dass sich Kurslücken zwischen dem Schliessen und der erneuten Eröffnung der Börse auftun – im Wochenverlauf weg. Auch im Sinne des Money- und Risiko-Managements stören keine Gaps beim Greifen von festgesetzten Stop-Loss-Marken.

Immer flüssig

Ein weiterer Vorteil des Forex-Handels ist die immense Liquidität. Diese kommt zustande, weil aufgrund des durchgängigen Handels jederzeit genügend Volumina generiert werden können. Die damit verbundenen engeren Spreads sorgen für eine schnelle Orderausführung sowie für eine niedrigere Differenz zwischen dem erwarteten und dem tatsächlichen Ausführungskurs einer Order – im Fachjargon als Slippage bezeichnet. Diese positiven Effekte treffen auf die so genannten Majors bzw. Major-Rates zu. Als Majors werden die Devisenpaare bezeichnet, welche die höchsten Handelsumsätze haben. Zu diesen gehören in erster Linie Währungspaarkombinationen, die auf US-Dollar, Euro oder japanischen Yen lauten, wie USD/EUR oder USD/JPY. Weitere Währungen, die im weiteren Sinne zu den Majors zählen, sind z. B. das Britische Pfund, der Schweizer Franken oder der Kanadische Dollar, da diese Länder ebenfalls über starke Finanzzentren verfügen. Ungefähr 85 Prozent der Handelsaktivitäten beinhalten – neben den soeben genannten Währungen – noch den Australischen sowie Neuseeländischen Dollar.

Etwa 90 Prozent aller Devisenumsätze finden in US-Dollar statt. Wenn keiner der beiden Bestandteile eines Währungspaares die Leitdevise US-Dollar enthält, wird von Cross-Rates gesprochen. Das Britische Pfund zum Yen oder der Euro zum Schweizer Franken sind etwaige Kombinationsmöglichkeiten. Je illiquider das jeweilige Währungspaar ist, insbesondere bei kleineren Währungen, desto grösser werden die Spreads. Die zudem steigende Schwankungsintensität verursacht höhere Slippage-Kosten. Damit stellen sie für den Trader, besonders im Vergleich zu den Majors, zunehmend unattraktivere Anlagemöglichkeiten dar.


Technische Analyse

Die beiden Klassiker der Analysemethoden sind bekanntermassen die Fundamentalanalyse und die Technische Analyse. Wie bei anderen Anlageklassen kommen sie naturgemäss beim Forex-Markt auch zum Einsatz. Zunächst zur Technischen Analyse: unter den Anhängern von Trendfolgemodellen gelten die Devisenmärkte als die profiliertesten, da die Trends in der Regel ziemlich glatt verlaufen. Im Vergleich zu anderen Asset-Klassen halten die Bewegungen in eine Richtung lange an und die Schwankungsbreiten bleiben niedrig.

Ein Indikator, der in Trendmärkten und beim Forex-Handel – insbesondere in Japans Handelsräumen – sehr gern genutzt wird, ist der Ichimoku Kinko Hyo (kurz: Ichimoku). Dieser wurde in den 1930er Jahren von Goichi Hosada entwickelt und gilt als einer der besten Indikatoren für derartig ausgeprägte Trends wie an den Devisenmärkten. Der Ausdruck bedeutet soviel wie „Alles auf einen Blick“. Bei dieser Technik werden die gleitenden Durchschnitte der höchsten Hochs und der tiefsten Tiefs einer Periode als Parameter herangezogen. Dem interessierten Leser, der sich in diese ziemlich verflochtene Thematik einarbeiten möchte, sei an dieser Stelle das Buch „Ichimoku Charts: An Introduction to Ichimoku Kinko Clouds“ von Nicole Elliott empfohlen.

Selbstverständlich können auch andere Analysetechniken wie Trendlinien und -kanäle aus der Charttechnik eingesetzt werden. Als Marktindikatoren seien noch folgende Indikatoren genannt, die bei der Programmierung automatischer Handelssysteme häufig als „Bestimmer“ bzw. „Folger“ von Trends eingesetzt werden: Der Directional Movement Index (DMI) bzw. der Moving-Average-Convergence-Divergence-Indikator (MACD).


Fundamentalanalyse

Während bei Aktienmärkten die Fundamentalanalyse dazu dient, anhand von Kennzahlen den „fairen Wert“ einer Aktie zu errechnen, beeinflussen vor allem makroökonomische sowie politische Entwicklungen eines Landes die Fundamentalanalyse bei Währungskursen. Daher stehen diejenigen Faktoren im Vordergrund, die in erster Linie auf volkswirtschaftlichen Kennzahlen und Statistiken sowie ferner auf politischen Einflussgrössen beruhen.

Dass die Daytrader die Technische Analyse bevorzugen und die mittel- bis langfristig orientierten Händler eher auf die Fundamentalanalyse zurückgreifen, mag bedingt stimmen. Diese Sichtweise verklärt, dass diese beiden Methoden auch in Verbindung genutzt werden. So spielt im Intraday-Handel das so genannte Newstrading eine wichtige Rolle. Dabei werden tagesaktuelle Nachrichten mit einbezogen, die schnelle und ausgeprägte Kursbewegungen versprechen. Der Händler muss, soweit möglich, ein Gespür dafür entwickeln, welche Nachrichten sich in der Wahrnehmung der Öffentlichkeit zurzeit besonders hervortun. Forex-Trading setzt Konzentration, Disziplin sowie schnelles Reaktionsvermögen voraus, um sich sehr kurzfristig an schnell veränderte Umstände anpassen zu können.


Alles im Gleichgewicht… ?!

Als wissenschaftliche Ansätze für eine Prognose wurden von ökonomen eine Vielzahl von Modellen entwickelt. Zwei Gleichgewichtsmodelle, die bei der makroökonomischen Analyse als grundlegend angesehen werden, sind die Kaufkraftparität und die Zinsparität. Eine Kaufkraftparität liegt laut Theorie vor, wenn in zwei Verbreitungsgebieten von Währungen die Waren und Dienstleistungen für gleich hohe Geldbeträge angeschafft werden können. Als einleitendes Beispiel schauen wir uns zunächst zwei Länder an, welche die gleiche Währung nutzen. Eine bestimmte Bauart eines Fernsehers kostet in Spanien z. B. 400 Euro und in Deutschland 430 Euro. Durch Arbitrage würden die Fernseher in Spanien gekauft werden, da sie dort günstiger zu haben sind. Als Konsequenz würden die Preise für die jeweiligen Fernsehgeräte in Deutschland sinken. Eine Kaufkraftparität wäre gegeben, wenn die Kaufpreise eine gleiche Höhe in beiden Ländern erreichten.

Die Kaufkraftparitätentheorie, die auch als langfristige Wechselkurstheorie bezeichnet wird, zielt im Grunde jedoch darauf ab, zwei unterschiedliche Währungsräume miteinander vergleichbar zu machen. Das Prinzip dieses Theorems baut auf dem Prinzip des „Law of one Price“ (Gesetz vom einheitlichen Preis) auf; dieses besagt, dass die Wechselkurse vorwiegend Schwankungen unterlegen sind, um die Differenzen zwischen jenen Währungen auszugleichen.

Zur plastischen Veranschaulichung dieses Gedankengebäudes dient unter anderem der berühmte Big-Mac-Index der britischen Politik- und Wirtschaftszeitschrift „The Economist“. Dabei wird seit 1986 jährlich eruiert, wie viel diese üppige Variante eines Hamburgers in verschiedenen Ländern der Welt kostet. Diese Preise bilden dann die Basis einer Währungsumrechnung. Da ein Big Mac kein international handelbares Gut darstellt und vor allem keines, das sich potenziell oder spürbar auf die Währungsnachfrage auswirken könnte, bleibt der Wert dieser Berechnungen eher im Bereich eines amüsanten Gedankenexperiments – was wohl auch beabsichtigt ist. Insofern bietet sich viel eher der iPod-Index als Kaufkraftindikator an. Die Idee, den Big Mac durch den Music-Player iPod nano aus dem Hause Apple zu ersetzen, stammt von der australischen Investmentbank Commonwealth Securities (CommSec). Seit 2007 werden die Preise aus 62 Ländern für diese Erhebung verglichen.

Die Weltbank beispielsweise nutzt das Modell der Kaufkraftparitätentheorie, um internationale Einkommensvergleiche empirisch zu ermitteln. Hierzu nutzt sie eigens entwickelte Warenkörbe, um den Ansatz des Modells praxisorientierter ausrichten zu können.


Zinsparitätentheorie

Die zweite Annahme ist die Zinsparitätentheorie, die vom namhaften britischen ökonomen John Maynard Keynes stammt und ebenfalls weit verbreitet ist. Während die Kaufkraftparitätentheorie sich auf Prozesse an Gütermärkten bezieht und Kapitalbewegungen ausser Acht lässt, stellen gerade diese das Fundament für das Zinsparitätentheorem dar. Wie bereits schon darauf eingegangen wurde, spielen die Zinsen in der Geldpolitik eine zentrale Rolle. Dieses theoretische Modell geht von einem Gleichgewicht auf den Finanzmärkten aus, das jede Abweichung unverzüglich durch Arbitrage beseitigt. Die Zinsdifferenzen zwischen den Ländern werden durch entsprechende Wechselkursbewegungen im Zeitablauf begleitet, welche die Rendite von Investitionen im In- und Ausland in Balance bringen. Die Anleger verhalten sich dahingehend, dass sie ihr Kapital dort anlegen, wo die Rendite am höchsten ist. Die damit verbundene Nachfrage nach der ausländischen Währung lässt wiederum den Wechselkurs steigen. Der Kurs passt sich in der Annahme soweit an, dass der Unterschied zwischen den jeweiligen Zinssätzen der Differenz zwischen dem effektiven und dem erwarteten Wechselkurs entspricht.

Grundsätzlich unterscheidet man in diesem Zusammenhang gedeckte und ungedeckte Zinsparitäten. Der ausschlaggebende Unterschied liegt darin, dass bei der ungedeckten Zinsparität ein Wechselkursrisiko besteht. Wenn trotz der Gefahr eines unvorteilhaften Wechselkursverlaufs eine Anlage in eine Fremdwährung getätigt wird bzw. der Investor kein Sicherungsgeschäft abschliesst, spricht man – aufgrund des damit verbundenen Währungsrisikos – von ungedeckter Zinsparität. Wenn die Kapitalanlage in eine Fremdwährung gleichzeitig mit einem Devisentermingeschäft abgesichert ist, wird das Wechselkursrisiko damit eliminiert. In diesem Falle spricht man von einer gedeckten Zinsparität.


Kritik an den Gleichgewichtsmodellen

Diese akademisch-theoretischen Modelle sind zwar geeignet, auf eine mehr oder weniger abstrakte Art und Weise ein Grundverständnis für die Wechselbeziehungen auf den Devisenmärkten zu veranschaulichen, doch sind sie in dieser modellhaften Form nicht direkt in die Praxis übertragbar. In der Kaufkraftparitätentheorie beispielsweise bleiben nicht wettbewerbsgeprägte Marktstrukturen (wie staatliche Monopole), Transportkosten, Steuern, Zölle oder die Auswirkungen protektionistischer Massnahmen unberücksichtigt. Mit ihrer Studie konnten Rüdiger Dornbusch / Stanley Fischer (1995) anhand des Beispiels des Wechselkurses zwischen der D-Mark und dem US-Dollar seit 1979 empirisch nachweisen, dass der Wechselkurs nicht relativen Preisniveauentwicklungen folgt bzw. nicht in jedem Fall linear anwendbar ist. Nichtsdestotrotz finden sich in derselben Studie sowie zahlreichen anderen wissenschaftlichen Abhandlungen zu diesem Thema auch Anzeichen dafür, dass die Kaufkraftparitätentheorie nicht auf kurze Frist funktioniert, aber langfristig gesehen durchaus gute Ergebnisse liefern kann. Letztendlich ist das Modell jedoch nicht in der Lage, eindeutige Resultate zu liefern.

Ähnliches gilt für die ungedeckte Zinsparität. Während die Bedingungen der gedeckten Zinsparität als weitgehend belegt betrachtet werden können, ist das bei der ungedeckten Zinsparität nicht unbedingt der Fall. Wie eine Reihe von empirischen Studien aufzeigt, weist die ungedeckte Zinsparitätenbedingung kurz- bis mittelfristig keine Gültigkeit auf. Jedoch nimmt die Relevanz der Theorie zu, wenn die Zinsen in einem längerfristigen Kontext betrachtet werden. Als Grund der eingeschränkten Geltung bei der ungedeckten Zinsparität werden durch irrationale Verhaltensanomalien zustande kommende Ineffizienzen an den Devisenmärkten sowie Risikoaversion genannt.


Psychologie lautet die Devise

Die Erkenntnis, dass die Psychologie einen entscheidenden Platz im Wirtschaftsleben einnimmt, ist auch auf dem Devisenmarkt gegeben. Der tatsächliche Zustand der Volkswirtschaft, der Versuch, durch Modelle die Ursachen und (vermuteten) Wirkungen akkurat in kausalen Zusammenhängen erfassen zu wollen oder bestimmte Zeitreihen einfach in die Zukunft zu extrapolieren, kann erfahrungsgemäss lediglich einen Ansatz zur Analyse liefern. Die Einflussgrössen, auf die der Markt sein Augenmerk richtet, verändern sich ständig. In diesem Umfeld schwankender Wahrnehmungen muss sich der Trader damit auseinandersetzen, welche Erwartungen die Devisenhändler hegen und welche Einstellung in den Köpfen der Marktteilnehmer temporär dominiert. Die verhaltensorientierte Kapitalmarktforschung liefert hierfür interessante Erkenntnisse. In einer Studie haben sich Heidorn, T. / Siragusano, T. (2004) mit der „Anwendbarkeit der Behavioral Finance im Devisenmarkt“ beschäftigt. Einige der Kernaussagen dieser Untersuchung werden im Folgenden kurz erwähnt. Hinsichtlich der Informationswahrnehmung kamen sie zu dem Schluss, dass aus einer Vielzahl vorhandener Informationen nur diejenigen berücksichtigt werden, die in Bezug auf die eigenen Standpunkte, Auffassungen oder Impressionen als wichtig erscheinen. Zudem werden Informationen mit hoher Verfügbarkeit mehr Bedeutung zugemessen, als Informationen mit einem geringen Verfügbarkeitsgrad. Zu den Informationsverarbeitungsanomalien, die am Devisenmarkt besonders hervorstechen, gehören das so genannte Anchoring sowie die Vereinfachung von Sachverhalten. Beim Anchoring hält sich der Händler bei der Verarbeitung von Informationen an einen Richtwert. Der aktuelle Kurs spielt hierbei eine entscheidende Rolle. Wenn vergangene Kursreihen analysiert werden, stellen die gegenwärtigen Kurse einen Ankerwert dar und nehmen einen höheren Stellenwert ein als ältere. Daneben neigen die Devisentrader zur Vereinfachung von Sachverhalten. Vielschichtige makroökonomische Wechselbeziehungen spielen, vor allem im Kassamarkt, eine sehr untergeordnete Rolle. Aktuelle Kursbewegungen werden mit eher simpel gehaltenen Erklärungsversuchen interpretiert.

Nachdem die Informationen wahrgenommen und verarbeitet wurden, ist nun die Basis für die Entscheidung gelegt. Als wichtige irrationale Prozesse seien an dieser Stelle der Dispositionseffekt und der Herdentrieb herausgegriffen. „Gewinne laufen lassen und Verluste begrenzen“ lautet die Kernaussage des Dispositionseffekts. Da Verluste zweieinhalb Mal intensiver wahrgenommen werden als entsprechend grosse Gewinne, führt das zu einer asymmetrischen Bewertung von Gewinn und Verlust. Die irrationale Verhaltensanomalie zeigt sich darin, dass Gewinne zu früh realisiert werden und Verluste ausgesessen werden. Der Herdentrieb ist wohl das bekannteste börsenpsychologische Phänomen. Am Devisenmarkt führen überdurchschnittliche Kursbewegungen zu Markttrends. Die positive Tendenz der Anlagemöglichkeit wird vom Mainstream erfasst und der Trend verstärkt sich dadurch; der Herdentrieb gewinnt an Dynamik.

Doch wie lassen sich diese Erkenntnisgewinne nutzbringend ins praktische Handelsgeschäft einbringen? Welche Entscheidungsregeln lassen sich ableiten? Das Wissen um die kurzfristige und relative Irrelevanz fundamentaler Daten sowie der Übergewichtung aktueller Währungskurse im Vergleich zu dessen älteren Kursdaten liefern uns entscheidende Anhaltspunkte zur Beantwortung dieser Fragen. Es bietet sich an, die Ergebnisse der Studie zu nutzen und sie in einem automatischen Handelssystem zu implizieren. Der Anlagehorizont richtet sich hierbei auf den kurzfristigen Handel aus. Da die fundamentale Analyse in dieser Zeitperiode kaum Auswirkungen auf die Handelsentscheidungen hat, wird diese nicht berücksichtigt. Die Technische Analyse an sich wird als völlig ausreichend angesehen. Wichtige Untersuchungsergebnisse stellten heraus, dass die Kurse der letzten 24 Stunden genutzt werden können. Hierbei sollten die aktuellen Kurse stärker gewichtet werden als die älteren Kurse, um dem Anchoring bzw. dem Ankerwert-Effekt entgegenzuwirken. Was die Volatilität angeht, sollten die relevanten Zahlen aus den letzten 72 Stunden hergeleitet werden.

Neben den erwähnten DMI- und MACD-Indikatoren sowie dem Ichimoku gibt es noch eine Vielzahl trendbestimmender und –folgender Chartanalysemethoden sowie Marktindikatoren. Beispielsweise sind die Bollinger Bands bei den Technischen Analysten im Devisenmarkt ebenfalls sehr beliebt. Neben den konkreten Angaben bezüglich Trendbestimmung, Kursreihen und Volatilitäten sollte ein automatisches Handelsmodell auch immer ein vernünftiges Money- und Risiko-Management-System haben (s. hierzu meinen Artikel „Automatische Gewinne“ in der vorangegangenen Ausgabe). Verluste zu begrenzen und Gewinne laufen zu lassen, gehört hierbei zu den obersten Credos. Der Herdentrieb als weitere erwähnte Entscheidungsanomalie geht übrigens mit den Prinzipien der Trendfolgemodelle einher.


Fazit

Mithilfe eines automatischen Handelssystems lassen sich die Handelsstrategien umso gezielter an den individuell ausgeprägten Anomalien – in diesem Fall bezogen auf den Kurzfrist-Handel – des Devisenmarktes ausrichten.


Privater Devisenhandel

Der Devisenmarkt war lange Zeit eine Domäne von Zentral- und Grossbanken sowie Brokern. Seit 1991 können auch private Devisenhändler an diesem lukrativen Markt teilnehmen. Der Mitte der 1990er Jahre einsetzende Boom in der Computer- und Internettechnologie hat dem Privatanleger einen einfacheren Zugang in das Geflecht des Interbanken-Handels – mittels eines Brokers – ermöglicht. Der übliche Telefonhandel im Interbanken-Markt wurde seitdem sukzessive durch elektronische Handelssysteme substituiert; und der private Händler konnte diese Entwicklung als Vorteil für sich verbuchen. Heutzutage ist nicht nur das Internet weit verbreitet, sondern auch die Zahl an Brokern, die dem Privatmann eine Fülle an Angeboten für den Devisenhandel bieten. Ein weiterer Vorteil, der vor allem für den privaten Anleger interessant sein sollte, ist die Hebelwirkung bzw. das Leveraging. Dieser Hebelbzw. Leverage-Effekt ermöglicht es dem Trader, ein Vielfaches seine Einsatzes zur Umsetzung seiner Transaktionen zu nutzen. Zu diesem Zweck muss zunächst eine Sicherheitsleistung, welche als Margin bezeichnet wird, hinterlegt werden. Die Höhe dieser Margin entscheidet letztendlich über das Mass des Hebeleffekts. Wenn ein Trader beispielsweise 100 000 Euro traden will – und die Margin zehn Prozent beträgt, was einem Hebel von 10:1 entspricht –, muss er demnach 10 000 Euro einsetzen. Wenn der Basiswert bei diesem gegebenen Hebel von 10 zum Beispiel um ein Prozent stiege, hätte der Händler einen Gewinn in Höhe von 10 Prozent gemacht. Wenn die Position gegen ihn läuft, hätte ein Verlust von einem Prozentpunkt (wiederum bezogen auf den Basiswert) einen Verlust von 10 Prozent zu Folge – vorausgesetzt dass der Händler seine Verluste schon vorher nicht durch einen Stop-Loss begrenzt hätte. Auf dem Forex-Markt sind Margins von 0,5 % bis 2 % bzw. ein Hebel im Verhältnis 200:1 bzw. 50:1 durchaus üblich; demnach ist es möglich, mit 5000 Euro bzw. 20 000 Euro eine Grössenordnung von 1 000 000 Euro zu bewegen. Dessen, dass der Hebel genauso in die entgegengesetzte Richtung wirkt, sollte sich in besonderem Masse der Privatinvestor bewusst sein.


FAZIT:

Die Finanzmarktkrise hat die Börsenlandschaft in den letzten Monaten erschüttert. Auf der Suche nach alternativen Anlagemöglichkeiten hat sich der Devisenhandel steigender Beliebtheit erfreut. Neben der Möglichkeit, auch short gehen zu können, bietet der Devisenmarkt noch viele andere Vorteile. Die Kombination aus Liquidität, Flexibilität, ausgeprägten Trendmärkten, niedrigen Spreads sowie nicht vorhandene Gap-Risiken machen den Devisenmarkt so originell. Die Auswahl von zahlreichen (CFD-) Brokern ermöglicht es zudem auch dem Privatanleger, mit relativ geringem Kapital an der Königsdisziplin der Finanzmärkte teilzuhaben. Da Devisen nur eine geringe Korrelation zu anderen Anlageklassen aufweisen, sind sie nicht zuletzt eine Alternative in der Portfoliodiversifikation.

 

Quelle: broker-news.de 2010

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